Warmduscher sind es weiß Gott nicht, die sich um 1904 dem „Prießnitzbund“ anschließen. Überwiegend sind es gesundheitsbewusste Frauen aus der gehobenen Schicht Kulmbachs, die sich zum „Kränzchen“ treffen - begeistert von der Lehre Vincenz Prießnitz‘ (1799-1851). Der Bauernsohn aus dem damals österreichisch-schlesischen Gräfenberg, ein begnadeter Autodidakt, hatte schon Jahrzehnte vorher eine ganzheitliche Therapie mit beträchtlichen Heilerfolgen entwickelt, die um die Jahrhundertwende eine erneute Popularität erfuhr. Er kurierte Verstauchungen, Verrenkungen, innere Entzündungsprozesse und Nervenschwäche durch Güsse, Kompressen und Bäder mit eiskaltem Wasser. Die dadurch im Körper ausgelösten Reize sollten die Selbstheilungskräfte aktivieren und die Immunabwehr stärken. Ergänzt wurde die Wasseranwendung durch Luft- und Sonnenbäder, Bewegungstherapie, Barfußgehen, Schlafen bei offenem Fenster sowie einer bewussten Ernährung mit wenig Fleisch, viel Vollkornbrot, Obst und Gemüse. Mit seiner Naturlehre war Prießnitz der Anreger für einen anderen heute wesentlich bekannteren „Wasserdoktor“ - Pfarrer Sebastian Kneipp, der etwas dreißig Jahre nach Prießnitz in Wörishofen mit seinen Therapien begann.